Auf dieser Seite soll ein Projekt beschrieben werden, dass derzeit in Arbeit ist. Anhand der Untersuchungen an hochmittelalterlichen Handwaschschalen und mithilfe der überlieferten Goldschmiedetechniken des Theophilus Presbyter (De diversis artibus, 12. Jh.) soll eine solche Schale nachgearbeitet werden.
Nach den chemischen Analysen kommt Messingblech der damals am häufigsten verarbeiteten Legierung sehr nahe. Nach Beobachtungen an Museumsexponaten wurde ein Blech mit 2mm Stärke gewählt.
Während Theophilus empfielt den (Gold- oder Silber-)Rohling rund zu gießen, musste in diesem Fall ein Kreis aus dem Blech ausgeschnitten werden. Da Stichsäge und Blechschere sowieso versagten, wurde der Kreis, wie im Mittelalter, mit dem Meisel ausgestanzt und die Kanten mit der Feile geglättet.
Anschließend wurden, nach Presbyter, konzentrische Kreise auf die Scheibe geritzt. Diesen von innen nach außen folgend wird nun die Schade mit einem Kugelhammer über dem Amboss kalt herausgetrieben. Anfängliche Probleme mit starkem Verziehen wurden inzwischen weitestgehend ausgemerzt. Nach jedem Treibedurchgang wird das ganze Objekt wieder "weichgeglüht", um Spannungen und Risse zu verhindern.
Inzwischen wurde in Anlehnung an Theophilus Presbyter auch das nötige Werkzeug für die spätere Politur und Verzierung hergestellt.Man darf weiter gespannt bleiben...
Brepohl, Erhard: Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk, Köln/Weimar/Wien 2013.
Eckerle, Klaus: Gießgefäße und Becken aus Bronze und Messing im mittelalterlichen Haushalt (1150-1250), in: Steuer, Heiko (Hrsg): Zur Lebensweise in der Stadt um
1200, Köln 1986, 207-222.
Müller, Ulrich: Zwischen Gebrauch und Bedeutung. Studien zur Funktion von Sachkultur am Beispiel mittelalterlichen Handwaschgeschirrs (5./6. bis 15./16. Jahrhundert), Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters Beiheft 20, Bonn 2006.
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