Waffen & Rüstungen

(Aus rechtlichen Gründen zeigen wir KEINE Bilder aus Museen und Handschriften ohne Genehmigung.)


Ein paar Anstöße vorweg

Im Folgenden sollen wenige Stichworte genannt werden, die sich im Rahmen der teils wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Bewaffnung um 1200 ergeben haben. Sie im Detail zu diskutieren oder zu beweisen würde Bücher füllen:

1) Überblickt man einmal die Schlachtendarstellung des späten 12. und des 13. Jahrhunderts, so wird bald deutlich, dass es eine Zeit war, in der die berittenen Krieger das Schlachtgeschehen dominierten. Fußvolk kam zwar ebenfalls zum Einsatz, spielte jedoch eine untergeordnete Rolle und traf vor allem kaum seinerseits auf Infanteristen. Im Belagerungskrieg waren vor allem die Bogen- und Armbrustschützen von Bedeutung. 

2) Bildquellen zeigen Objekte oft zeitversetzt zum ersten Auftreten in Schriftquellen.

3) Bildquellen vor 1230 zeigen fast ausschließlich biblische und andere religiöse Szenen und können daher oft antikisierend sein (etwa beim Schuppenpanzer oder bei außeräuropäischen Völkern).

4) Es gibt kaum sichere Abbildungen von Fußsoldaten und Schützen, bei denen ausgeschlossen werden kann, dass es sich um abgesessene Ritter handelt. Fehlende Sporen reichen oft nicht als Indiz. Der oft präsentierte, typische Fußsoldat des Hochmittelalters im Gambeson tritt erst und nur vereinzelt ab 1250 auf Bildquellen auf. Selbst in biblischen Szenen, wo man einfache Soldaten erwaren würde, etwa die Wächer am Grab oder der Betlehemitische Kindermord, zeigen eindeutig Ritter (Sporen, Topfhelm, Waffenrock usw.). Schwergepanzerte bei Belagerungen können sowohl Fußsoldaten als auch Ritter sein...


Waffenrecht im Hochmittelalter

Rechtliche Bestimmungen mit Bezug auf Waffen gab es im Hochmittelalter noch recht wenige. Wer nun welche Waffen und Rüstungen haben durfte oder musste, hing stark vom Einkommen der Person ab. Davon leitete sich dann aber auch deren militärische Funktion ab:

Das englische Waffengesetz König Heinrichs II. von 1181:

"1. Jeder mit dem Lehen eines Ritters habe Harnisch (loricam) und Helm (cassidem), Schild (clypeum) und Lanze (lanceam) […].

2. Jeder wirklich frei Laie, der Güter oder Einkommen von 16 Mark hat, habe Harnisch (loricam) und Helm (cassidem), Schild (clypeum) und Lanze (lanceam); jeder wirklich frei Laie, der Güter oder Einkommen von 10 Mark hat, habe Kettenpanzer (aubergel) und Eisenhut/eisernem Hut (capellet ferri) und Lanze (lanceam).

3. Und alle Bürger und die Gemeinschaft der freien Männer haben Wämser/Gambesons (wambais) und Eisenhut/eiserne Hüte (capellet ferri) und Lanzen (lanceam)."

(Übersetzung von F. B. nach Assisa de armis habendis in Anglica [1181]. In: W. Stubbs: Select Charters and Other Illustrations of English Constitutional History 9(Oxford 1921) S. 183)


Der Bayerische Landfrieden von 1244, § 71,2:

"Sie [die Bauern] sollen keine Panzer (thoraces), Eisenhüte (ysenhut), Halspolster (colliria), Jacken aus festem Leinen (juppas de pukramo), kein lateinisches Messer (cultrum latinum), nichts mit Ketten Versehenes oder Feindliches zum Kirchgang tragen; Ausnahme: die Fremden ihr Schwert (gladium). An Werktagen sollen sie nichts als einen Treibstock oder eine Pflugreute tragen. Dies alles aber dürfen sie, wenn sie wollen, in ihren Häusern aufbewahren für die gemeinsame Not des Landes."

(frei nach: Nellmann, Eberhard: Der Feiertag auf dem Dorf. Überlegungen zu Neidhart und zum Bayerischen Landfrieden von 1244. In: Feste und Feiern im Mittelalter, hrsg. von Detlef Altenburg u.a. (Sigmaringen 1991) 145-152, er argumentiert, dass vor dem Text ein Nec wegviel und so der oft als Gebot übersetzte Text ursprünglich ein Verbot war, wie er dann auch mit anderen jüngeren und älteren Quellen im Einklang wäre).


Waffen


Die Lanze

Die Lanze ist im Hochmittelalter wahrscheinlich die mit Abstand am häufigsten gebauchte Waffe. Sie ist recht günstig herzustellen und erfordert keine hohen Schmiedekünste. Außerdem ist sie in der Schlachtreihe des Fußvolkes gegen die Reiter sehr effektiv. Mit einer Länge von ca. 170- 220 cm hilft sie vor allem dem schlecht geschützten Soldaten den Gegner auf Distanz zu halten. Zu Beginn der Schlacht führt auch der Reiter meist eine Lanze, welche aber deutlich länger ist als die der Infanterie. Im Hochmittelalter wird diese unter den Arm geklemmt. Die Geschwindigkeit des Pferdes verleiht dem Lanzenstoß eine besondere Durchschlagskraft, die auch Kettenhemden und Helme durchstößt.

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind noch letzte Vertreter der Flügellanzen vertreten. Bei dieser Spitze erweisen sich kleine, an die Tülle angeschweißte Eisenstücke - ähnlich einer Parierstange - als praktisches Element, um gegnerische Waffen abzuwehren oder in Schilde einzuhaken.

unten: Zeichnung nach dem Hortus Deliciarum, Ende 12. Jh. verdeutlicht Lanze, Schild, Kettenhemd und -beinlinge. Lanze



Das Schwert
Das Schwert ist die typische Waffe des Ritters und die am häufigsten abgebildete Waffe. Ein Schwert herzustellen ist sehr aufwendig. Damit die Klinge elastisch und trotzdem schnittfest ist, sind viel Schmiedeerfahrung und viel Zeit notwendig. Demnach sind Schwerter, im Vergleich zur Lanze, recht teuer, sodass einfache Soldaten und Milizen nur gelegentlich Schwerter besitzen. Da sie meist Wertgegenstände waren, wurden sehr häufig auch Edelmetalltauschierungen in der Klinge vorgenommen. Da dies meist christliche Symbole und Sprüche sind, liegt es nahe, den Einlagen auch religiöse Motive, wie göttlichen Schutz u.a., zuzuschreiben.
unten: drei hochmittelalterliche Klingen (mit freundlicher Genemigung von H. Baumann, Reichstadtmuseum Rothenburg o. d. Tauber)

Klingen


Die Klinge der Schwerter im frühen 13. Jahrhundert ist zweischneidig und verjüngt sich zum Ort (=Spitze) hin leicht. Die meisten Schwerter sind 95 bis 105cm lang und besitzen eine recht breite, eiserne Parierstange mit meist rechteckigem Querschnitt und einen kurzen Griff. Die Hohlkehle erstreckt sich nahezu über die gesamte Klinge, mindesten aber über 2/3 der Länge. Als Knaufformen treten häufig der Pilz-, der Paranuss- und der Scheibenknauf auf, seltener der Pagodendach- und der Radnabenknauf. Knäufe sind meist aus Eisen, gelegentlich auch aus Bronze.
Diese Schwerter wurden nahezu ausschließlich einhändig geführt. Nur sehr selten treten erste Schwerter auf, welche auch mit zwei Händen geführt werden können. Die Einhandschwerter sind sehr gut ausbalanciert und wiegen zwischen 900 und 1400g.
In der Oakeshott-Typologie umfasst die Zeit etwa die Typen Xa, XI, XIa, XII, XIIa, XIII, XIIIa und XVa.


Die Axt
Die klassische, einhändige Axt ist auf Abbildungen des späten 12. und frühen 13. Jahrhunderts kaum auszumachen. Stattdessen finden sich ab und an Bilder einer meist zweihändig geführten Axt mit sehr langer, leicht geschwungener Schneide, die dogenannte  Bardiche.


Der Streitkolben
Auch der Streitkolben ist zu Beginn des 13. Jahrhunderts bereits bekannt. Er besteht wohl aus einem etwa ellenlangen Schaft, der mit einer Metallkugel mit ausgeprägten Metallrippen oder -pyramiden versehen ist.


Schusswaffen

Als Distanzwaffen kommen im frühen 13. Jahrhundert die Armbrust, der Handbogen, die Steinschleuder und die Stabschleuder vor. Die Armbrust entwickelt sich gerade im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts extrem weiter, als Hornkompositbögen, Steigbügel, Spanngürtel und Winden aufkommen. Sie ist noch sehr groß und noch nicht so stark wie im Spätmittelalter. Ihr Bogen besteht noch aus Eibe oder Horn-Sehnen-Komposit, der Abzug meist aus Geweih.

Der Bogen ist zumeist unter Mannsgröße und an den Ende teils deutlich nach vorn geschwungen. Den Abbildungen und Funden nach waren Handbögen wie zu allen Zeiten aus Eibenholz hergestellt. Er war außer im Krieg auch als als Jagdwaffe in Gebrauch.

Auch wenn sie archaisch anmuten, kam Stein- und Stabschleuder im Krieg wichtige Rollen zu, wie die zahlreichen Abbildungen in Handschriften und Reliefs auch außerhalb der David und Goliath-Geschichte nachlegen.


Der Schild
Als tragbaren Körperschutz dient dem hochmittelalterlichen Krieger ein langer Holzschild.
Die Grundform der meisten Schilde ist ein gewölbtes gleichschenkeliges Dreieck mit leicht geschwungenen Seiten. Die oberen Ecken sind  in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts fast immer abgerundet. Der Schild ist stark gebogen und umschließt so den Krieger von vorne und den Seiten.
Dieser Dreieckschild deckt den Körper von der Schulter bis zum Schienbein. Hochmittelalterliche Schilde sind stets aus mehreren Lindenholzplanken gefertigt und mit Rohhaut (=ungegerbtes Leder) überzogen. Darauf finden sich teilweise Leinenbezüge und meist Bemalungen aus Ei-Tempera auf einer Grundierung, oder Modelierung aus Kreidegrund. Diese hat sich unter anderem bei den Marburger Schilden aus dem 13. und 14. Jahrhundert erhalten.
Im Aufbau sind Reiterschild und Infanterieschild identisch. Der Reiterschild ist jedoch etwas kleiner.
Außerdem treten in den Quellen durchaus nicht selten auch bei europäischen, nicht antikisierten Kriegern Rundschilde und erste Buckler auf.
In der Zeit um 1200 tauchen auf Siegeln, Handschriften und Plastiken vermehrt Wappen auf, deren Bild aus Tieren und Gegenständen besteht. Diese lösen allmählich die einfachen Muster und florale Motive ab, obwohl diese noch lange wichtig bleiben. Heraldische Regeln wie im Spätmittelalter spielen jedoch noch keine Rolle. Auf vielen Siegeln sind Schild und Banner weiterhin mit "anonymen" Mustern verziert, wie auch wir es umzusetzten versucht haben.

oben: Der Tod des Heiligen Mauritius und seiner Legion in einer Pfanne in einer um 1162 im Kloster Zwiefalten entstandenen Handschrift. Er ist mittig zu sehen in zeitgenössischer Rüstung mit noch sehr langem Schild und Fahnenlanze. Unter dem Ringpanzerhemd schaut nur ein Stoffhemd hervor (Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod.hist.fol.415 fol. 63r).*


oben: Stichtest mit einer scharfen Lanze aus dem Stand auf ein 8mm-Lindenholzschild mit beidseitiger Rohhautbespannung: Quer zur Maßerung dringt die Spitze kaum ein. Aber entlang der Holzfaßer durchtrennt sie problemlos die Rohhaut und das Holz. Der Arm auf der Schildrückseite wäre bis zur Hälfte durchstoßen gewesen.


Die Fußangel
Die Fußangel, auch Krähenfuß genannt, ist eine einfache und billige Waffe, von der sich hunderte erhalten haben. Sie sind sehr klein und werden einfach auf den Boden geworfen. Durch ihre tetraederartige Form ist garantiert, dass immer ein Dorn nach oben steht. Dieser bereitet hineintretenden Pferden und Fußsoldaten große Schmerzen und erschwert somit die Fortbewegung.


Rüstung

Körperpanzerung
Auch in der Rüstung macht sich der Unterschied zwischen dem Adel/dem Ministerialen und den Fußsoldaten bemerkbar.
Der einfache Fußsoldat trägt oft keinerlei Körperschutz. Meist schützt er seinen Kopf durch einen Nasalhelm. Der bessere Infanterist trägt dann schon ein Ringpanzerhemd, meist ohne Handschuhe. Als einfacherer Körperschutz lässt sich der Gambeson, eine textile Rüstung, seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert in Schriftquellen, ab etwa 1235 auch in Bildquellen fassen. Ein dünner Wams sowie ein gesteppter Kragen (mhd. kollier) und ein wahrscheinlich gesteppter Lendengurt (mhd. lendenier) wurden auch unter dem Ringpanzerhemd getragen. Im Parzival Wolframs von Eschenbach (um 1200-1210) ist auch erstmals von einer getriebenen Brustplatte zu lesen ("ze Sessûn was geslagen sîn plate", 261,26) Fraglich ist, ob es wirklich Schuppenpanzer gab, da archäologische Funde aus diesen Jahrzehnten fehlen und Abbildungen zumeist antike, biblische oder nahöstliche Krieger zeigen. Außerdem treten sehr unterschiedliche Ring-, Punkt- und Strichmuster an der Körperpanzerung auf, teilweise an ein und derselben Person. Es ist unklar, ob damit unterschiedliche Panzerungen gemeint waren oder ob sie alle Ringpanzergefelcht darstellen sollten.

Das Ringpanzerhemd, auch brünne oder halsberc genannt, stellt  den Hauptschutz des Ritters im Hochmittelalter dar. Das Panzerhemd deckt nahezu den gesamten Körper ab. Es besteht im 13. Jahrhundert aus einem knielangen, langärmligen Körperpanzer mit Kettenkapuze und ist in der Regel auch mit Handschuhen versehen. Seit dem späten 12. Jahrhundert lassen sich außerdem Plattenröcke, sogenannte plâten über oder unter dem Ringpanzerhemd in Textquellen nachweisen. Auf Bildquellen kommen sie erst in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts auf, wenn sie nicht mehr unter, sondern anstatt dem Waffenrock getragen werden. Die Beine können ebenfalls durch Beinlinge aus Ringgeflecht bedeckt werden. Im frühen 13. Jahrhundert schützen diese entweder nur die vordere Beinhälfte und sind um Waden und Oberschenkel geschnürt, oder bereits voll ausgebildete Ringpanzerbeinlinge. Am Oberschenkel wurden zusätzlich ein Schutz namens  senftenir getragen, was wohl jenes Stück meint, dass heute als Diechling bezeichnet wird. Dieser letzte Begriff tritt in den Quellen jedoch nicht auf. Zu sehen sind sie vielleicht erstmals in dem vor 1207 entstandenen Elisabethpsalter (fol. 139v), ab etwa 1230 sieht man sie dann häufiger.
Das Ringgeflecht besteht aus einzelnen Eisenringen, die ineinander geflochten und vernietet sind. Zum Vernieten werden die Ringe vor dem Flechten flach gehämmert und gelocht. Anschließend werden sie durch einen Niet verschlossen, sodass sie nicht so leicht aufspringen und so mehr Stabilität und Sicherheit bieten.

unten: Rekonstruktion eines Plattenrocks in Anlehnung an die Statue des Heiligen Mauritius im Magdeburger Dom (um 1250).





Der Waffenrock

Über dem Ringpanzer kann noch ein Waffenrock getragen werden. Dieser ist in der Regel ärmellos und mit Reitschlitzen versehen. Da er erst im späten 12. Jahrhundert aufkommt, ist er in der ersten Dekade des 13. Jahrhunderts teilweise noch nur weiß. Manche Waffenröcke sind bereits aus farbigem Tuch gefertigt. Jedoch ist der Stoff so gut wie immer einfarbig und nicht mit einem aufgestickten Wappen versehen.

unten: Zeichnung nach dem Speculum Virginum um 1200. Verdeutlicht Helm, Kettenhemd, Wappenrock, Schwert und Schild.

Wappenrock


Der Helm
Seinen Kopf schützt der Fußsoldat, mit einem einfachen Nasalhelm, wie er schon die beiden vorigen Jahrhunderte getragen wurde. Aber auch unter Rittern ist der Nasalhelm noch durchaus vertreten.
Der aus einem Stück getriebene Helm schützt den oberen Teil des Kopfes. Das Gesicht schützt ein Nasal, das parallel zum Nasenrücken verläuft. Dadurch ist eine uneingeschränkte Sicht möglich und auch die Atmung wird nicht behindert.
Derartige Helme sind gelegentlich auch bunt dargestellt. Dies deutet auf eine Bemalung mit Mustern oder heraltischen Bildern hin.
Im frühen 13. Jahrhundert ist der Spangenhelm, bei dem die Kalotte aus mehreren kleineren Platten besteht, die mit Spangen vernietet sind, nur noch selten gebräuchlich. Hingegen ist der sogenannte Eisenhut, bei dem eine Krempe aus Eisen das Gesicht und den Nacken schützt, noch in den Kinderschuhen. Auch er ist noch aus einem einzigen Stück getrieben und hat eine Krempe von drei bis vier Zentimetern.

Neben diesen Helmen finden sich auf Abbildungen häufig Helme aus einer etwa halbrunden Kalotte ohne Nasal. Viele davon wird man als Kalottenhelme bezeichnen können. Nur ganz wenige, unter der Kettenkapuze getragene Helme werden Hirnhauben genannt. Sie kommen vor allem gegen Mitte des 13. Jahrhundert häufiger und gerne bei Kriegerheiligen vor.

Ende des 12. Jahrhunderts treten außerdem die ersten Formen des sogenannten Topfhelm  es  auf, erstmals an englischen und französischen Siegeln (Richard Löwenherz; Balduin VI. von Flandern). Im deutschsprachigen Raum sind sie ab etwa 1205 auf Reitersiegeln nachweisbar (Leopold VI., Herzog von Österreich und Steier; Bernhard von Spanheim, Herzog von Kärnten). Die harten Kanten der zylindrischen oder sogar nach oben hin breiter werdenden Kalotte deuten wir als Indiz dafür, dass die Scheitelplatte angesetzt war. Das Gesicht wird durch eine Eisenplatte – die barbiere – geschützt. Außer im Elisabethpsalter geht diese Gesichtsplatte nicht um den Kopf, der Nacken bleibt frei. Um die Atmung zu erleichtern, ist sie mit Atemlöchern versehen. Die Sehschlitze sind anfangs noch eingestanzt und sehr breit. Im Laufe der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entwickelt sich der Topfhelm weiter, indem sich das Visier immer mehr nach hinten zieht und der Nackenschutz immer weiter ins Genick reicht, bis schließlich der gesamte Kopf mit Metallplatten umgeben ist.

oben: Die um 1210 geläufigen Helmtypen (von links): Der Topfhelm mit Barbiere (nach diversen Buchmalereien und Siegeln), der Eisenhut (nach einem Fund aus Willnsdorf, vor 1233), ein Kalottenhelm (nach einer Figur in Chartres um 1220), der Nasalhelm (nach diversen Originalen).

oben: Abguss des Reitersiegels Bernhard von Spanheims, Herzog von Kärnten, von einer Urkunde von 1205. Es zeigt ihn mit Topfhelm und kleinem Reiterschild (Abguss-Sammlung der Uni Graz).


Sporen

Um die Hände für das Gefecht frei zu haben und das Pferd gegen den Feind treiben zu können, benötigte der Ritter Sporen. Um 1200 gehen die Stachelsporen langsam von der beidseitigen Riemenvernietung zu beidseitigen Ösen über. Dabei treten auch Sonderformen wie die abgebildeten Rekonstruktionen auf. Die Bügel werden zunehmend geschwungener. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts kommen sehr vereinzelt Radsporen auf. (Vgl. auch unter Kleidung)



Verdeutlichung am Beispiel unserer Darstellung




Rekonstruktionsversuch der Bewaffnung eines Ritters um 1210 (l.) mit Unterrüstung (r.):

-koller/Kragen (keine Abbildung bekannt, Rekonstruktion anhand von Textzeugnissen)
-lendenir (keine Abbildung bekannt, Rekonstrution anhand von Textzeugnissen)
-dickes Wollhemd
-Ringpanzerhemd mit Fäustlingen und Kaputze
-halbe Ringpanzerbeinlinge um die Wade geschnürt
-wappenloser Waffenrock
-Wehrgehänge aus weißem Leder, Schwert mit Pagodenknauf
-Dreieckschild mit abgerundeten Ecken ohne wirkliches Wappen
-Sporen
-Topfhelm mit barbiere ohne Nackenschutz, mit angenieteter Scheitelkalotte und gestanzten Sehschlitzen (um 1205)

Rekonstruktionsversuch der Bewaffnung eines besser ausgerüsteten Kriegsknechts um 1210:

-dickes Wollhemd
-Ringpanzerhemd ohne Handschuhe
-Ringpanzerhaube mit rechteckigem Latz
-hoher Dreieckschild mit abgerundeten Ecken ohne wirkliches Wappen
-Nasalhelm aus einem Stück mit Haken am Nasal
-Lanze


Rekonstruktionsversuch der Bewaffnung eines Bogenschützen um 1210:

-dickes Wollhemd
-Kalottenhelm
-Hirschlederhandschuhe
-Pfeile im Gürtel
-kurzer Eibenbogen mit geschwungenen Enden
 

© 2006 - 2024 Familia Swevia | Impressum | Kontakt | Datenschutz

code by AM.WD | supported by jQuery & jQuery UI, elRTE & elFinder

Anbieterkennzeichnung nach §5 TMG:

Fabian Brenker
Sonnhalde 39
71394 Kernen i.R.

Tel.: 0151/10599244
E-Mail: ministeriale[at]gmx.de
Kontakt

Webmaster : Andreas Mueller

Verantwortlich für die Inhalte: Familia Swevia
(vertreten durch Fabian Brenker)

Haftungshinweis:
Trotz sorgfältiger und regelmäßiger inhaltlicher Überprüfung aller verlinkten Seiten übernimmt am-wd.de keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für diesen Inhalt sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.
Erwähnte Marken und Produkte haben Ihre Rechte bei den jeweiligen Marken- und Rechtsinhabern.